Reisebericht Tansania
Einmal zum Kilimanjaro, der Traum geht mit meinen zarten 23
Jahren tatsächlich in Erfüllung! Nachdem ich bereits ein Jahr zuvor zum Mount
Everest Basislager gewandert bin und dort den Kala Patthar mit knapp 5.600m
bestiegen habe, wartete nun eine neue Herausforderung auf mich.
5.895m – der höchste Gipfel Afrikas! Der Kilimanjaro wird
oft als der höchste freistehende Berg der Welt bezeichnet.
Nun ging die große Reise also los. Vom Flughafen in Amsterdam
ging es per Direktflug zum Kilimanjaro Airport, knappe 8,5 Std. entspannter
Flug. Da plötzlich am Flughafen die Speicherkarte meines Handy kaputt ging,
dachte ich mir: Es kann eigentlich nur besser werden.


Vom Kilimanjaro Airport wurde ich zum Hotel in Moshi gebracht und war
am späten Abend tatsächlich in Tansania angekommen, zum ersten Mal auf
afrikanischem Boden. Nach einer kleinen Mahlzeit und kurzem Checken der
Handy-Nachrichten fiel ich dann auch ins Bett und vergaß fast, das Moskitonetz
zuzuziehen.
Davor hatte ich vor der Reise am meisten Respekt: Malaria.
Ich besorgte mir im Voraus Malaria-Tabletten, die ich täglich nahm und fuhr
schlussendlich zwar mit einigen Mückenstichen heim, jedoch habe ich nach der
Reise keine Krankheitsgefühle gespürt, sodass ich vermutlich einfach Glück
gehabt habe.
Am nächsten Morgen wachte ich bei strahlendem Sonnenschein
auf und spürte bereits die Wärme in mein Hotelzimmer kriechen. 25 Grad warteten
bereits am Morgen auf mich und ich dachte an den letzten Morgen im kalten
Deutschland zurück. Kurze Hose und Top waren schnell angezogen und mit einem
großen Frühstücksbuffet mit frischen Früchten und extra zubereiteten Omelette konnte
der Tag starten.
Wir gingen durch ein kurzes Stück Regenwald zum Hotel zurück
und konnten hier einige Affen beobachten, die in den hohen Baumwipfeln
herumtobten.
Am Nachmittag erfolgte dann noch eine kurze Besprechung mit
den Guides der Kilimanjaro-Tour und das Equipment wurde kurz gecheckt. Ich war
jedoch auch aufgrund der Erfahrungen in Nepal gut ausgerüstet und musste keine
Dinge vom Hotel ausleihen oder mieten. Die Möglichkeit finde ich jedoch
grundsätzlich super, da man die benötigten Schlafsäcke bis -25 Grad selten
braucht. Insbesondere für Gelegenheits-Extremurlauber eine gute Möglichkeit, um
auf teure Anschaffungen zu verzichten und trotzdem gut ausgerüstet zu sein.

Neben mir nahmen noch zwei Däninnen und ein Amerikaner an
der Tour auf der Machame-Route zum Kilimanjaro teil, eine bunt gemischte Gruppe
von jungen Abenteuerlustigen, die sich gut verstand und die gleichen Ansichten
teilte.
Nach der Besprechung entspannte ich noch etwas am
hoteleigenen Pool und dachte an die kommenden Tage ohne fließendes Wasser.
Welch‘ Luxus!
Am frühen nächsten Morgen ging es dann mit einem gestärkten
Magen und allerhand Gepäck mit einem Geländewagen in Richtung Machame-Gate
(Fahrtzeit ca. 1 Stunde). Dort angekommen gab es zunächst einmal ein
Lunch-Paket, welches so vielfältig war, dass ich vermutlich die nächsten vier
Tage damit ausgekommen wäre. Etwa eine Stunde später durften wir uns endlich in
das Parkbuch eintragen, ein Prozedere, welches auch in jedem weiteren Camp auf
uns zukam. Ich war offiziell im Kilimanjaro Nationalpark eingetragen!
Endlich ging es los und wir verabschiedeten unseren Fahrer.
Von nun an ging es zu Fuß weiter. Überall sprangen Affen umher, die den immer
schmaler werdenden Weg durch den Regenwald noch ursprünglicher machten. Nach einigen kurzen Trinkpausen und den
eindringlichen Worten der Guides, möglichst viel zu trinken und zu essen, ging
es immer steiler durch die Wälder Tansanias.
Der Regenwald machte bald seinem Namen auch alle Ehre und es
fing erst leicht, dann immer stärker an zu tröpfeln. Aber das ist Schicksal,
wenn man am Anfang der (kleinen) Regenzeit seinen Urlaub bucht. Zum Glück war
ich gut ausgerüstet und mein Regenponcho hielt dem Regen stand. Nach 6 Stunden
und knapp 11km Wandern waren wir am Camp angekommen und trugen uns zunächst ins
Parkbuch ein, die offizielle Bestätigung, dass wir auch wirklich angekommen
waren. Anschließend bezogen wir unsere Zelte, unser neues Zuhause für die
nächsten sechs Tage! Das Popcon rochen wir schon in unseren Zelten und zog uns
direkt zum Essenszelt, in dem alle vier Teilnehmer Platz hatten. Frisches
Popcorn auf fast 3.000 Meter, auch nicht schlecht!
Nach dem Snack und einer kurzen Einweisung durch den Guide
machten wir uns frisch und suchten die „Toiletten“ auf. Das man keinen Luxus
erwarten kann, war mir bereits vor der Reise klar. An die Plumpsklos war ich
dank Nepal auch bereits gewöhnt und so fand ich es im Gegensatz zu meinen
Mitstreiterinnen nicht schlimm, dass die hygienischen Umstände nicht den
europäischen Standards entsprachen. Was soll man im Camp im Nichts auch
erwarten?
Nach einem tollen Sonnenuntergang mit Blick auf den nahen
Mount Meru und zahlreichen Schnappschüssen wurde es dann auch schlagartig
kälter. Das Essen war auch bereits zubereitet worden und nach einem
Drei-Gänge-Menü, welches ich so nicht erwartet hätte, gingen wir schnell in
unseren Zelte und schliefen nach einem langen Tag ziemlich schnell ein. Obwohl
die Nacht mit 5 Grad bereits sehr kalt war, schlief ich wie ein Stein und
musste aufgrund des vielen Trinkens nur ein paar Male die Toilette aufsuchen.
An nächsten Morgen wurde ich mit einem „Karibu“ (auf
Deutsch: Willkommen) bereits gegen 6 Uhr geweckt und mit einer heißen Tasse
Kilimanjaro Tee begrüßt. Die Kälte, die in mein Zelt eindrang, war sofort
spürbar und ich genoss den Tee in meinem kuscheligen Schlafsack. Irgendwann
musste ich mich aber doch umziehen und das Frühstück wartete ohnehin bereits
auf mich. Sobald die Sonne aufging, wurde es auch schlagartig wärmer und meine
Daunenjacke wanderte schnell in meinen Tagesrucksack. Frische Spiegeleier,
Toasts und Porridge, der eigene Koch gab sich sehr viel Mühe, sodass wir gut
gestärkt die zweite Etappe starten konnten.
Es ging steiler als noch am Tag zuvor aufwärts und die
zahlreichen Träger überholten uns zunehmend in einem ungeheuren Tempo. Für uns
jedoch stand die Devise: „Pole, pole“, also langsam, langsam, auf dem Plan. Man
sollte möglichst langsam aufsteigen, um sich gut zu akklimatisieren und sich an
den geringeren Sauerstoffgehalt zu gewöhnen.
Insgesamt 5 Stunden und 5 km waren an diesem Tag zu
bewältigen, klingt machbar. Auf dem Weg Richtung Shira Plateau und Shira Camp
konnten wir in der strahlenden und warmen Sonne den unbeschreiblichen Blick auf
den Mount Meru genießen. Über den Wolken Tansanias sah alles plötzlich so weit
weg aus. Die Natur konnte man hier richtig genießen, auch ohne Komfort und
Luxus, den man sonst von zuhause gewohnt ist.
Nach einigen Stunden Wanderung überquerten wir schließlich
einen Fluss und mussten über einige Steinbrocken klettern. Genau das liebe ich
an den Bergen: Herausforderungen und Abenteuer!
Als ein Guide jedoch nochmals ins
Zelt kam und uns bat, doch einmal kurz herauszukommen, wussten wir zunächst
nicht, was uns dort erwartet. Als wir jedoch erst einmal vor dem Essenszelt standen,
sahen wir einen Sonnenuntergang, der wohl noch lange in meinem Gedächtnis
bleibt. Die Wolken waren im Tal, vor uns der Mount Meru, hinter dem die Sonne
langsam verschwand. Ein super Licht und der Auslöser meiner Kamera wurde schon
langsam heiß. Nach dem Sonnenuntergang schmeckte das Essen noch besser und wir
fielen anschließend müde und gesättigt auf die Isomatte. Zugegeben war diese
nicht sehr bequem, aber wenn man so müde ist, schläft man auch hier sehr
schnell ein.
Abends staunte ich nicht schlecht, als ich nach dem
Toilettengang in den Himmel über mir blickte und einen Sternenhimmel sah, den
ich wohl niemals vergessen werde: Sterne soweit das Auge reicht, dazu tolle
Sternschnuppen und Sternenbilder, die auch ich als Laie erkannte. Atemberaubend
schön und ein super Naturspektakel.
Bei einigen Wanderern der anderen Gruppen waren bereits die
ersten Anzeichen der Höhenkrankheit aufgetreten, Schwindelgefühle,
Kopfschmerzen, Übelkeit. Auf 3.850m auch kein Wunder, vor allem wenn man solche
Höhen nicht gewöhnt ist.
Aufgrund der Jahreszeit waren nicht zu viele Gruppen auf der
Machame-Route unterwegs, sodass die Camps viel zu groß für die wenigen Gruppen
waren. Mir hat die Einsamkeit sehr gefallen und mit den wenigen Gleichgesinnten
kam man leicht ins Gespräch, obwohl ich eigentlich anfangs etwas Hemmungen habe
und englische Gespräche ungern führe. Aber dadurch, dass die potenziellen
Bergbesteiger überall aus der Welt kamen und die gleichen Probleme und ähnliche
Erfahrungen haben, fand man leicht zueinander und ins Gespräch.
Am nächsten Morgen wachte ich bereits sehr früh auf und
entschied mich spontan dafür, den Sonnenaufgang zu beobachten. Also ging ich
mit Jogginghose, dicker Winterjacke, Mütze und Handschuhe hinaus in die dunkle
Nacht und setzte mich auf einen Stein. Dort genoss ich, wie die Sonne langsam
aufging und sich über den Gipfel des Kilimanjaro hob. Ein toller Anblick und
dadurch, dass um 6 Uhr noch kein anderer Wanderer aufgestanden war, konnte ich
diesen Moment ganz für mich alleine genießen. Nach dem Spektakel und einer
Tasse heißem Tee gab es auch schon wieder Frühstück und der Tagesablauf wurde
besprochen.
Heute war Akklimatisation angesagt: Es ging zunächst über
einen steinigen Weg durch eine Lavalandschaft auf 4.630m zum Lava Tower, wo eine
kleine Pause und ein Mittagessen eingelegt wurde. Von dort aus wanderten wir,
ganz nach dem Motto „Hoch gehen, tief schlafen“ wieder hinunter ins Barranco
Camp auf 3.950m. Eigentlich easy, wenn es nach der Mittagspause nicht plötzlich
unaufhörlich zu regnen beginnen würde. Also stiegen und rutschten wir den
steinigen Weg bergab und mussten dutzende reißende Wasserfälle durchqueren.
Meine Wanderschuhe hielten zum Glück stand und so kam ich trotz der
Wassermassen zumindest trockenen Fußes am Camp an. Auf dem Weg drückte die
Blase natürlich aufgrund der ungewohnt hohen Wasserzufuhr, sodass zahlreiche
Pausen eingeplant wurden. Direkt neben einem tosenden Wasserfall sein Geschäft
zu machen hat durchaus auch etwas, auch wenn mir bewusst war, dass nur ein
falscher Schritt mein letzter sein könnte.
Letztendlich ging aber alles gut und im Camp wurde das
Wetter langsam besser, sodass ich das riesige Camp erkunden konnte und auf
zahlreiche andere Bergsteiger traf, die ihre nasse Kleidung zu trocknen
versuchten. Bei mir waren zum Glück nur meine leichte Wanderhose und natürlich
der Regenponcho feucht geworden, sodass ich meine Sachen im Zelt zum Trocknen
hing. Am nächsten Tag musste ich ohnehin eine wärmere Wanderhose anziehen, da
die Temperaturen merklich sanken.
Mit einem Blick in Richtung Gipfel sah ich plötzlich einen wunderschönen Regenbogen, der sich vor den Bergen aufbaute. Wow!
Mit einem Blick in Richtung Gipfel sah ich plötzlich einen wunderschönen Regenbogen, der sich vor den Bergen aufbaute. Wow!
Nach dem Abendessen und kurzer Einweisung der Guides zum
morgigen Tag gingen wir zeitig ins Zelt und schnell wurden die Lichter der
Taschenlampen in den Zelten immer weniger. Am Abend checkte ein Guide immer
unsere Puls- und Sauerstoffwerte und befragte uns nach dem Befinden. Trotz leichten Kopfschmerzen bei einer Dänin waren wir aber alle noch topfit und
gespannt auf den nächsten Tag.
Hier sollte es nämlich auf die „Breakfast Wall“ gehen, eine
300m hohe Wand, die furchtsam aussah und vor der ich voller Respekt am frühen
Morgen stand. Dort sollte ich hinausklettern? Ohne Kletterschein und mit nur
etwas Bergerfahrung in Europa? Für mich auf den ersten Blick unvorstellbar,
aber die Guides nahmen uns bereits unsere Trekkingstöcke ab, da diese nur
stören würden und die Hände dringend benötigt werden und schon ging es los.
Da wir sehr früh morgens gestartet waren, konnte ich nur
einige wenige Bergsteigergruppen vor uns entdecken, die in der Wand aussahen
wir kleine Legomenschen, die jemand in die Wand gesteckt hatte.
Es ging also los und die Wand, an der ich mich festhielt,
war aufgrund des gestrigen Regens noch sehr feucht. Auf einen richtigen Halt
konnte ich mich also auch nicht verlassen, na super…
Nach der kurzen Pause ging es weiter und die Hindernisse
wurden immer anspruchsvoller. Einige Felsformationen musste ich mithilfe des
gesamten Körpers überwinden und es verlangte mir einiges an Kraft ab, die
„Breakfast Wall“ zu überwinden. Nach etwa 1,5 Stunden war es endlich geschafft
und ich konnte einen fantastischen Blick auf den Mount Meru und das Barranco
Camp genießen.
Breakfast Wall à Check ! 💪
Nun ging es etwas flacher in Richtung Barafu Hut und die Trekkingstöcke fanden wieder ihre Berechtigung. Insbesondere bergab hatte man mehr Halt und konnte üble Stürze, wie bei einigen anderen Bergsteigern zu beobachten waren, vermeiden.
Es ging stetig abwärts, bis wir an einer Senke ankamen
und wieder eine große Wand vor uns hatten. „Breakfast Wall 2“? ging es mir
durch den Kopf?
Zum Glück war der Anstieg nicht ganz so kraftraubend und der
Weg deutlich angenehmer, sodass man nicht nur klettern musste, sondern relativ
entspannt oben ankam. Dort gab es eine kurze Pause und ein Mittagessen, ehe es
aufgrund der Wetterlage schnell weiterging und wir laut Guide hoffen sollten,
dass wir trocken am Barafu Camp und somit am Basislager für die
Kilimanjaro-Besteigung ankommen.
Wir hatten Glück und die Wetterlage besserte sich etwas,
sodass der steinige Weg relativ angenehm zu begehen war. Nach insgesamt 8 km
und 7 Stunden waren wir schließlich am Barafu Camp angelangt und die Strapazen
des Tages waren allen vorübergehenden Camp-Bewohnern anzusehen.
Nach einem raschen Abendessen und einigen Informationen über
die nächtliche Gipfeltour, gingen wir in unsere Zelte und bereiteten schon
einmal alles für die anstehende Etappe vor. Alle erdenklichen Kleidungsstücke
wurden übereinander gezogen, da die Nächte hier oben bei -15 Grad sehr kalt
werden. Die Getränkeflaschen wickelte ich daher in meinem Schlafsack ein,
sodass diese nicht gefrieren.
Gegen 19 Uhr verschwand ich im Zelt und musste bereits um 23
Uhr startklar für den Gipfel sein. Nach einer kleinen Stärkung mit Tee und
tiefgefrorenen Keksen ging es dick eingepackt und mit einer Stirnlampe auf dem
Kopf auf den steinigen Weg gen Gipfel. Hier merkt man jeden Schritt, da der
Sauerstoff auf dieser Höhe immer geringer wird und das Atmen merklich schwer
fällt. Nach den anfänglichen leichten Kopfschmerzen in den letzten Stunden
wurde mich zunehmend schlechter und ich konnte die gerade noch vertilgten
Schokokekse nicht mehr in mir behalten. Was passiert mit meinem Körper
plötzlich? Eben war alles noch gut und knapp 400 Höhenmeter weiter fühle ich
mich wie vom Laster überfahren?
Nach einer kurzen Pause und ersten sorgenvollen Blicken der
Guides ging es schließlich weiter. Die Nacht wurde immer ungemütlicher, da der
Kältetiefpunkt zwischen 2 und 3 Uhr erreicht wird. Trotz drei Paar Socken und
Wärmezusatz wurden meine Füße kälter und der Buff hielt die Kälte von meinem
Gesicht kaum noch ab. Anfangs hatte ich diesen noch über Mund und Nase gezogen,
als der Sauerstoff weniger wurde, musste ich jedoch auf den Komfort verzichten
und ging mit weit aufgerissenem Mund für die Luftaufnahme weiter.
Es ging immer weiter bergauf, unzählige Steine zählte ich
aus Ablenkung auf dem Weg und nach einer kurzen Trinkpause ging es weiter. Wie
viele Pausen mögen noch folgen bis zum Gipfel?
Doch schon kurze Zeit später der nächste Schock: Ich musste
mich wieder übergeben. Ich dachte an die Worte der Guides, die vorher sagten,
dass Übelkeit in Maßen okay ist, aber nach 4-5 Mal gefährlich werden kann.
Werde ich es bis zum Gipfel schaffen ohne zu viel Flüssigkeit zu verlieren?
Nachdem mein Magen wieder entleert war, ging es wieder
besser und ich setzte den Gipfelsturm fort. Nach einigen Stunden kamen wir
schließlich auf ein Plateau und der Guide erklärte uns, dass es nur noch eine
Stunde bis zum Stella Point wäre, dem Vorbeuten des Uhuru Peak. Das sollte doch
machbar sein! Ich trank aufgrund der Übelkeit nicht viel und wurde direkt vom
Guide ermahnt, dass ich doch mehr trinken müsste. Also befolgte ich den Rat und
trank meine 500ml-Flasche aus. „Wenn das mal gut geht“, dachte ich mir…
Es ging nicht gut und nach etwa einer halben Stunde musste
ich das eben getrunkene eiskalte Wasser wieder erbrechen. Numero 3, na super…
Die Guides beratschlagten sich bereits auf Swahili und schauten mich immer
wieder genau an. Offensichtlich sah ich nicht mehr allzu frisch aus.
Sie fragten mich, ob es weiterginge oder ich lieber abwärts
gehen wollte. Da mir es nach einigen Minuten schon wieder etwas besser ging,
wollte ich weitergehen und mir die einmalige Chance auf den Gipfel nicht
entgehen lassen. Also dachte ich mir: „Die paar Meter wirst du auch noch
schaffen!“.
Jeder Schritt wurde zur Qual und nach einigen Metern musste
ich wieder eine kurze Pause machen und erst einmal Luft holen. Sollte ich es in
diesem Schneckentempo schaffen? Ich ging weiter und der Wille war definitiv da.
Einen Fuß vor den anderen setzen, Steine zählen und nicht umfallen: Das war
meine Devise.
Plötzlich waren mehr Menschen unterwegs und als ich
hochschaute, entdeckte ich mithilfe meiner Stirnlampe das Schild „Welcome to
Stella Point – 5.739m“. Ich ließ mich auf eine Bank fallen und sank in mich
zusammen. Mir wurde wieder schlecht und als ich auch noch den letzten Rest
meines Mageninhaltes erbrochen hatte, schaute ich nur meine Guides an und
wusste, das war das Ende meines Gipfelsturms. Höhenkrankheit, da super.
In diesem Zustand konnte ich unmöglich weiter zum Gipfel
gehen. Obwohl es nur noch knapp 150 Höhenmeter bis zum Gipfel waren, wusste
ich, dass ich es nicht schaffen würde. Nicht, wenn ich nichts mehr trinken
kann, weil ich es direkt wieder erbreche.
Nach einigen Minuten Pause und der Hoffnung, dass es doch
besser werden würde und ich trotzdem in Richtung Gipfel weitergehen könnte,
genoss ich einfach nur die Pause. Keine Strapazen für meine Beine für einen
kurzen Moment, kein Ringen nach Sauerstoff, herrlich.
Doch schließlich kam mein Guide zu mir und sagte, dass es
besser wäre, wenn ich wieder hinuntersteigen würde, da mein Gesundheitszustand
es nicht zuließe weiter aufzusteigen. Da hatte ich es. So weit gekommen und
doch nicht geschafft. Ich war den Tränen nahe, dachte aber an den
bevorstehenden Abstieg und ein gemütliches Zelt. Letztendlich war es meine
Entscheidung, ich hätte auch auf Kosten meiner Gesundheit weitergehen können
und den Gipfel versuchen können zu erreichen, aber wäre ich dann noch
hinunter gekommen? Überall lagen Liegen zum Krankentransport auf den Wegen und
Hubschrauberlandeplätze sah man ständig. Sollte ich das riskieren?
Ich dachte an meine Besteigung in Nepal im vergangenen Jahr,
wo nur 4 von 12 Bergsteigern den Gipfel erreichten (ich war eine der 4) und wo
ich nicht verstehen konnte, dass man sich diese Chance entgehen lässt. Nun
wusste ich warum: Wenn der Körper und die Gesundheit nicht mehr mitspielt, sollte
man nichts riskieren und unter den 20 Todesfällen, die der Kili jedes Jahr
fordert, auftauchen. Wenn man hier oben weniger als 3-4 Liter Wasser trinkt,
hat man eigentlich verloren.
Ich steige ab! Das war meine Entscheidung, die mein Guide
befürwortete und regelte, dass einer der Guides mit mir abstieg. Nach einer
letzten Verabschiedung vom Stella Point machte ich mich also auf den Rückweg,
bergab – ein super Gefühl! Im Nachhinein ärgere ich mich etwas, dass ich dort mit meinem Smartphone kein Foto geschossen habe, aber in diesen Momentan hatte ich andere Sorgen... Die Erinnerungen jedenfalls werden für immer bleiben.
Auf dem Weg hinunter wurde mir schließlich klar, was ich erreicht hatte. Es konnte doch nicht sein, dass ich diesen Weg tatsächlich hochgestiegen bin, oder?
Auf dem Weg hinunter wurde mir schließlich klar, was ich erreicht hatte. Es konnte doch nicht sein, dass ich diesen Weg tatsächlich hochgestiegen bin, oder?
Nach einer Stunde Abstieg machten wir eine Pause und ich
setzte mich auf einen Stein, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Hoch über den
Wolken einen Sonnenaufgang zu genießen hat was, auch wenn einem kurz vorher
noch total übel war und man am liebsten nicht mehr weitergehen würde.

Nach einem leckeren Mangosaft und dem Empfang der
Träger, die unten geblieben waren, ging es mir bereits etwas besser und ich
konnte wieder lachen. Es war die richtige Entscheidung, dass ich abgestiegen
bin und die letzten Höhenmeter aufgrund der gesundheitlichen Probleme und der
Höhenkrankheit nicht mehr durchgezogen habe. Wer weiß, ob ich mit eigenen
Kräften wieder nach unten gekommen wäre…
Im Basislager legte ich mich sofort in meinen Schlafsack und
war mitsamt Kleidung innerhalb von einer Minute eingeschlafen. Erst nach
einigen Stunden Schlaf weckte mich der Duft eines leckeren Frühstücks und ich
hatte nach über einem Tag endlich auch wieder etwas Hunger.
Nach einem kurzen Frühstück und kurzem Ausruhen gingen wir
gegen Mittag weiter bergab. Unser Ziel war das Mweka Camp auf 3.100m. Nochmals
7 Stunden wandern mit schweren Beinen. Aber es half alles nichts und so machten
wir uns auf den Weg. Der Weg war zunächst immer noch steinig, ehe mit einiger
Zeit die Natur zurückkam und auf 4.000m Höhe kleine Sträucher zu sehen waren.
Je weiter man abstieg, desto mehr Pflanzen und Tiere konnte man beobachten und
der Sauerstoff wurde merklich besser. Die Kopfschmerzen und die Übelkeit legten
sich auch und so hatte ich im Camp kaum mehr Anzeichen der Höhenkrankheit. Das
Essen schmeckte wieder und an die Toilettensituation hatten sich mittlerweile
auch alle gewöhnt.
Die letzte Nacht im Zelt war definitiv die längste, nach
solch einem langen und anstrengenden Tag mit 16 km Wanderung und 20 Stunden auf
den Beinen auch verständlich.
Der letzte Tag am Berg sollte noch einmal mit einer 10 km
Wanderung enden, bergab kein Problem. So gingen wir forschen Schrittes den Weg
durch den Regenwald in Richtung Mweka Gate und waren nach nur 2,5 Stunden dort
angekommen. Alle wollten nur noch in die Zivilisation zurück und deshalb war
die Motivation, schnell dort anzukommen, groß.
Am Mweka Gate machten wir noch ein Gruppenfoto für die
Erinnerung und trugen und schließlich im Parkbuch wieder aus. Alle hatten den
Park mehr oder weniger gesund verlassen und wurden nicht in irgendeiner
Felsspalte vermisst, definitiv nicht selbstverständlich.
Dadurch, dass wir bereits mittags am Mweka Gate ankamen,
fuhren wir zunächst zu einem Souvenirladen und von dort weiter zum Hotel nach
Moshi.
Hier gab es erst einmal ein Erfrischungsgetränk. Die warme
Sonne war definitiv etwas anderes als noch vor 1,5 Tagen die -15 Grad im Zelt. Dort erhielten wir auch unser Zertifikat, die offizielle Bestätigung, dass man es bis zum Stella Point geschafft hatte!
Nach unzähligen Nachrichten, die erst einmal beantwortet
werden mussten (auf dem Weg gibt es keinen Empfang!), packte ich meine Sachen
aus und genoss das gemütliche Bett in meinem Zimmer. Ein richtiges Bett, super
für meinen von der Isomatte geschundenen Rücken.
Nach einem reichhaltigen Abendessen und Anrufen mit der
Familie aus Deutschland, um mittzuteilen, dass man die Tour gut überstanden
hat, ging ich zeitig ins Bett. Schließlich sollte es morgen bereits auf eine
zweitägige Safari gehen, bevor ich wieder zurück nach Hause fliege.
Früh am nächsten Morgen holte mich auch bereits ein Fahrer
ab und als puren Luxus hatte ich sogar einen deutschsprachigen jungen
Reiseführer, der zwar nicht perfekt deutsch sprach, sich aber alle Mühe gab und
wir uns teilweise auf Deutsch und Englisch unterhalten konnten.
Etwa 4 Stunden fuhren wir zum Tarangire-Nationalpark, der
auch im Norden Tansanias liegt. Nach einem Lunch und kurzen Wartezeit, da der
Fahrer sich eine Erlaubnis holen musste, fuhren wir in den Park. Der Jeep
konnte sein Dach öffnen, sodass man die Tiere ohne störendes Fensterglas o.ä.
beobachten konnte. Bereits auf den ersten Metern sah ich eine Giraffe und als
wir um die Ecke bogen kamen uns Warzenscheine, Zebras und Antilopen entgegen.
Solch eine Natur habe ich vorher noch nie gesehen und da ich ohnehin ein
Tierfreund bin und gerne in Zoos und Tierparks gehe, war dies einzigartig für
mich.
Als wir vorher im Auto über Lieblingstiere sprachen, habe
ich dem Guide gesagt, dass ich Kängurus und Elefanten toll finde. Kängurus wird schwer, aber Elefanten sind in dem Nationalpark bekannt, da im Tarangire-Nationalpark die weltweit größten Herden von afrikanischen Elefanten leben. Ob wir welche sehen
werden, wisse er nicht, meinte dieser aber.
Nach nur 10 Minuten war der Fahrer plötzlich aufgeregt und
meinte, er rieche Elefanten. Ich glaubte schon, dass dieser nun vollständig
verrückt geworden war, aber tatsächlich kam auf einmal eine riesige
Elefantenherde auf uns zu. Der Fahrer hielt an und ich stand unter dem Dach des
Autos und schaute gespannt durch den Ausguck. Was für ein Naturschauspiel! Über
40 Elefanten, kleine, große, dicke und dünne, überquerten direkt vor uns die
Schotterpiste. Ich knipste einige Fotos und konnte dann nur noch staunen und
den Tieren zuschauen. Wow, damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Neben
den Elefanten fanden sich auch Zebras und Warzenschweine an der nahen
Wasserstelle ein und tranken oder erfrischten sich im Wasser. Wir blieben noch
eine Weile dort und schauten den Tieren zu. Natur pur und so nah. Ich hatte
viel von den Safaris in Tansania gelesen, aber vorstellen konnte ich mir das
nicht. Und das man bei jeder Safari die Tiere, die dort leben, zu Gesicht
bekommt, ist ja auch pures Glück.
Wir fuhren weiter und bekamen weitere Tiere, wie Adler,
Geier, Affen und sogar eine Python zu sehen. Dies war auch eine Premiere für
meinen Guide, der im Tarangire-Nationalpark noch nie eine Python gesehen hatte.
Etwas unwohl war mir bei dem Anblick schon und ich hielt lieber wieder Ausschau
nach Elefanten und Giraffen.
Über 600 Fotos zeugten von der ungeheuer schönen Natur- und
Pflanzenwelt, die sich mir hier bot. Nach einigen Stunden Safari, wunderschönen
Tieren, einer tollen Natur und unzähligen Eindrücken, fuhren wir gegen Abend
etwa eine Stunde mit dem Jeep nach Karatu.
Hier war die Natur wieder eine ganz andere als noch in
Moshi. Der tolle Sonnenuntergang konnte vom kleinen Balkon genossen werden, ehe
es zu einem großen Abendbuffet ging, bei dem regionale Spezialitäten ebenso
vertreten waren, wie Nudeln und Kartoffeln. Nach einem gelungenem Nachtisch und
dem Checken der neuesten Handy-News, ging es früh ins Bett. Am nächsten Tag
stand bereits der letzte Tag in Tansania auf dem Plan, ehe es abends zurück in Richtung
Deutschland gehen sollte.
Früh morgens holte ein echter Massai mein Gepäck ab und trug
die schwere Tasche glücklicherweise direkt zum Jeep. Dann ging es direkt weiter
zum Lake Manyara Nationalpark, in dem wieder eine Safari anstand. Da mein Flug
erst am späten Abend vom Kilimanjaro Flughafen ging, konnten wir bis zum
Nachmittag auf der Safari bleiben und anschließend die 4 Stunden zum Flughafen fahren.
Der Nationalpark besteht zum größten Teil aus dem
gleichnamigen See, der insbesondere viele Flusspferde und Flamingos anlockt.
Kurz nach dem Parkeingang kamen wir bereits an einigen Affen
und Antilopen vorbei, ehe es in einem unübersichtlichen Rundkurs weiter ging.
Die ersten Giraffen, Zebras und Gnus waren auch schnell gesichtet und ließen
meine Kamera nicht arbeitslos. Für die Reise hatte ich mir extra ein neues
Objektiv zugelegt, die richtige Entscheidung, wie ich auf der Safari
feststellte.
Am Flughafen angekommen verabschiedete ich mich vom Guide
und vom Fahrer und war auch schon wieder fast zuhause. Nach einem Platten am
Flugzeug verzögerte sich der Abflug jedoch um 3 Stunden, sodass ich schon
befürchtete, meinen Zug in Amsterdam zu verpassen. Letztendlich passte aber
alles und so war ich bereits am nächsten Mittag in meiner Heimat angekommen und
konnte von vielen Erfahrungen und Erlebnissen berichten.

Die Besteigung des Kilimanjaro und die anschließende Safari
waren definitiv eine tolle Erfahrung und eine Reise wert. Die afrikanische
Kultur habe ich sehr interessant empfunden und die Einheimischen haben immer
ein Lächeln für mich übrig gehabt.
Die Lebensumstände insbesondere der Kinder
haben mich jedoch auch sehr bedrückt und zum Nachdenken gebracht. Während wir
in Deutschland über die Umwelt diskutieren und belanglose Dinge beschließen,
haben die Kinder in Tansania keine Chancen auf Schulbildung oder regelmäßige
Nahrung. Das hat mich auch nachträglich sehr nachdenklich gemacht. Jedoch lebt
ein Großteil der Einwohner dort vom Tourismus, sodass man nur wirklich helfen
kann, wenn man die Lebensweise dort einmal selbst erlebt und die Herzlichkeit
der Afrikaner gespürt hat. Es gibt eben Schlimmeres, als wenn einem kurz vor
dem Flug die Speicherkarte des Handys kaputt geht…
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